Poesiealbum

Zwölf Fragen an Stefanie Bremer

Stefanie Bremer stammt aus einer Unternehmer:innenfamilie in Baden-Württemberg und ist durch eine Millionenerbschaft reich geworden. Die 34-Jährige hat Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement studiert, sie berät Unternehmen und Kommunen. Als Mitgründerin des Vereins Taxmenow engagiert sie sich ehrenamtlich für eine Vermögensbesteuerung weltweit, die Umverteilung fördert. Stefanie Bremer ist ein Pseudonym, das sie in der Öffentlichkeit benutzt, um klarzumachen, dass sie ihre Meinung vertritt und nicht die ihres Familienunternehmens.

Wer möchtest du sein, wenn du groß bist?

Längenwachstum werde ich wohl nicht mehr erleben. Eher möchte ich meine Möglichkeiten nutzen, um an den notwendigen Veränderungsprozessen unserer Gesellschaft mitzuwirken. Mein Albtraum ist es, im Alter auf vertane Chancen zurückzuschauen und von den Nachkommen wegen Untätigkeit angeklagt zu werden.

Welches Tabu würdest du am liebsten sofort enttabuisieren?

Alle! Die meisten Probleme wären nur halb so schwierig, wenn wir darüber offen, ehrlich und mit der Bereitschaft zu lernen reden würden. Egal, ob es um Geld, Macht, psychische Erkrankungen oder den Putzfimmel meines Nachbarn geht.

Wir lösen die Klimakrise, indem …

Keinen Artikel verpassen

Hol dir deine Dosis Inspiration – in unserem kostenlosen Newsletter.

… wir uns bewusst machen, wie viel schöner, gesünder, glücklicher und friedlicher die Welt sein wird, wenn wir uns von bisherigen Konsummustern und Narrativen lösen. Ich möchte statt Abgasen Blütenduft in den Städten riechen. Dafür brauchen wir auch Umverteilung. Hypervermögen geht mit übermäßigen Emissionen und Ressourcenverbrauch einher.

Wovor bist du schon mal weggerannt?

Vor dem Druck, ein perfektes Mitglied dieser Gesellschaft sein zu müssen.

In welche Zeit würdest du gerne reisen?

In eine Zukunft, in der wir die größten Probleme dieser Zeit schon gelöst haben. Welche Lösungen haben am besten funktioniert und wie bringt man sie auf den Weg? Das würde ich gern unauffällig herausfinden.

Was glaubt dir kein Mensch?

Entweder, dass ich tatsächlich reich bin. Oder, dass bei mir keine Geldbündel auf dem Nachttisch liegen und ich damit nichts anzufangen weiß.

Was möchtest du lernen?

Gebärdensprache. Erstens könnte ich mich dann mit Menschen mit eingeschränkten Sprechfähigkeiten besser austauschen. Zweitens könnte ich in stillen Momenten Unterhaltungen führen, ohne andere zu stören.

Was tust du, wenn du nichts tust?

Ich genieße die Sinneseindrücke, die die Welt mir anbietet.

Mit welchem Tier würdest du dich gerne unterhalten? Und worüber?

Am liebsten mit allen Tieren, um zu lernen, wie sie die Welt wahrnehmen. Wenn es nur ein Tier sein darf, dann gerne mit meinem Hund und seinen Kumpels. Wie spannend wäre es, Hundetrainer:in zu sein, wenn man auf Augenhöhe darüber sprechen kann, warum es nicht sinnvoll ist, fahrende Autos zu jagen?!

Du schließt die Augen, wenn …

… ich einen Sinneseindruck intensiv genießen möchte. Die Sonne auf meinem Gesicht, den Geruch von Johannisbeeren, das Wasser an meinen Fingern, den Klang eines Straßenmusikers … Ich mache auch die Augen zu, wenn mir die Welt gerade zu viel wird.

Was würdest du dir als Freund:in raten?

Versuche nicht, eine perfekte Nachricht zu komponieren. Ich freue mich auch über ein schnell gesagtes „Ich hab an dich gedacht!“

Dein Leben schmeckt wie …

… Nudeln mit Käse und zum Nachtisch ein Stück Bitterschokolade, aber mit mindestens 75 Prozent Kakao.

Bremers Tipps: Das Theaterstück „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud am Hamburger Schauspielhaus über Umverteilung per Los; die europäische Bürger:inneninitiative „Tax the Rich“.

Foto: Matthias Ziegler

Hypervermögen gehe mit übermäßigen Emissionen und Ressourcenverbrauch einher, sagt die Unternehmensberaterin und Millionenerbin Stefanie Bremer.

Weiterlesen