WhatsApp ist die unangefochtene Nummer 1 der Messenger in Deutschland, Europa und weltweit. Mehr als eine Milliarde Nutzer*innen versenden insgesamt fünf Milliarden Nachrichten täglich.
Aktuell sorgt der Messengerdienst jedoch für Diskussionen: WhatsApp aktualisiert seine Nutzungsbedingungen und seine Datenschutzrichtlinie. Wer den Änderungen bis zum 8. Februar nicht zustimmt, kann den Dienst nicht mehr verwenden. Die Änderungen betreffen einige Informationen zur Rechtsgrundlage von Datenverarbeitungen und zur Kommunikation mit dem Unternehmen.
Zwar sind die Änderungen laut der Süddeutschen Zeitung für Personen in der EU nicht gravierend. Bedenken bezüglich des Umgangs mit Datenschutz gibt es allerdings schon lange: WhatsApp sammelt zahlreiche Daten, etwa die Telefonnummer und wer mit wem chattet. Diese Informationen darf das Unternehmen an seinen Mutterkonzern Facebook weiterreichen, so die Verbraucherzentrale. Allerdings dürfe Facebook die Daten nicht für die eigenen Dienste nutzen, zum Beispiel für Werbeanzeigen.
WhatsApp steht zudem immer wieder wegen Schlupflöchern bei seiner Verschlüsselung in der Kritik: So haben Hacker*innen etwa entdeckt, dass selbst verschlüsselte Nachrichten über Umwege entschlüsselt, also lesbar, gemacht werden können. Wir zeigen dir deshalb verschiedene Messenger, die mehr Sicherheit versprechen.
Signal
Der US-amerikanische IT-Spezialist und Whistleblower Edward Snowden sowie Elon Musk raten zur App Signal vom US-Unternehmen Open Whisper Systems. Musk empfahl die App Anfang Januar auf Twitter.
Signal wurde im Test 2015 von Stiftung Warentest zunächst nicht gut bewertet, weil damals die Verschlüsselung nicht als sicher galt. Inzwischen wurde die Verschlüsselung weiterentwickelt und gilt nun als sicher. Da der Quellcode offen ist, kann die Sicherheit des Messengers von Expert*innen leicht geprüft und bestätigt werden. In der neusten Version kannst du mit der App auch telefonieren (Sprachanrufe).
- Verfügbarkeit: iOS, Android, Windows, Mac, Linux.
- Anonymität: Rufnummer und Telefonbuch nötig, als Nutzer*innenname ist ein Pseudonym möglich.
- Verschlüsselung: sichere „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung.
- Datenschutz: Server stehen in der USA und unterliegen amerikanischem Datenschutzgesetz, Nachrichten und Anhänge werden nach Zustellung nicht gelöscht, du kannst aber einen „Selbstzerstörungsmodus“ für Nachrichten aktivieren, die dann nach einer bestimmten Zeit entfernt werden.
Telegram
Der russische Messenger Telegram verschlüsselt die Daten nur im „Secret Chat“. Außerdem ist der Standort des Firmengeflechts unklar. Eine Datenschutzerklärung auf Deutsch gibt es nicht und Telegram teilt gerne einige Daten mit anderen User*innen. Wer Telegram verwenden will, muss zudem ausschalten, dass andere die Telefonnummer sehen dürfen. Außerdem synchronisiert Telegram (optional) das Telefonbuch und speichert Kontakte. Die App bietet Sprach- und Videonachrichten an und du kannst Video- und Sprach-Anrufe vornehmen.
- Verfügbarkeit: iOS, Android, Browser, Windows / Linux / Mac
- Anonymität: Handynummer nötig, Echtheit des Namens wird nicht geprüft
- Verschlüsselung: „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung nur in vorab eingestellten „Secret-Chats“, in Gruppenchats nicht möglich. Allerdings handelt es sich um ein „proprietäres Protokoll“, von dem nur Telegram selbst weiß, wie sicher es wirklich ist.
- Datenschutz: Es ist nicht bekannt, wo die Server stehen und auch nicht, welche Datenschutzrichtlinien gelten.
Threema
Threema war die erste größere Messenger-App, die sich dem Datenschutz verschrieben hat. Bei Stiftung Warentest schnitt sie fast genauso gut wie Hoccer ab. Inzwischen hat Threema den Schutz noch weiter ausgebaut und benötigt nicht mehr zwingend persönliche Daten. Zudem bietet der Messenger jetzt ähnlich viele Funktionen wie WhatsApp. Sogar Sprachanrufe sind möglich und Threema nutzt nachweislich Ökostrom.
- Verfügbarkeit: iOS, Android, Windows Phone, Windows und Mac (in Kombination mit einem Android-Smartphone).
- Anonymität: keine Angabe persönlicher Daten nötig, Zuordnung über eine Threema-ID, allerdings können die Kontakte beim Einrichten der App synchronisiert werden.
- Verschlüsselung: sichere „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung.
- Datenschutz: Server stehen in der Schweiz und unterliegen Schweizer Datenschutzgesetz, Nachrichten und Anhänge werden nach Zustellung sofort gelöscht. Der Code ist Open-Source, sodass auch Expert*innen die Sicherheit überprüfen können. Für geschäftliche Zwecke gibt es Threema Work. Dies ermöglicht zugleich eine Trennung privater und geschäftlicher Kommunikation.
Wickr
Der kostenlose Messenger Wickr geht noch einen Schritt weiter: Während andere Messenger Daten nach der Zustellung löschen, anonymisiert er schon vor dem Abschicken die Daten. So funktioniert’s: Wer ein Foto verschickt, der verschickt auch Details wie Ort, Aufnahmedatum und weitere sogenannte Metadaten. Wickr löscht alle Metadaten vor dem Versenden, sodass nur sehr wenige Daten anfallen (zum Beispiel um wie viel Uhr das Bild verschickt wurde). Macht ein*e Chat-User*in einen Screenshot, werden alle am Chat beteiligte Personen darüber benachrichtigt. Du kannst Nachrichten zurückziehen oder auch nach einer bestimmten Zeit löschen lassen. Der Quell-Code ist offen und die Sicherheit für unabhängige Expert*innen überprüfbar. Auch Telefonieren ist über den Wickr-Messenger möglich. Einziges Manko: Die Daten werden in den USA gespeichert.
- Verfügbarkeit: iOS, Android, Windows, Mac, Linux.
- Anonymität: keine Mail oder Handynummer nötig, kein Auslesen persönlicher Daten.
- Verschlüsselung: sichere „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung.
- Datenschutz: Server stehen in der USA und unterliegen dem US-amerikanischem Datenschutzgesetz.
Ginlo
Der neue Messenger Ginlo (früher SIMSme, Messenger der Deutschen Post) bietet Komplettverschlüsselung „Made in Germany“. Der Name Ginlo ist ein Anagramm von „login“. Mit Ginlo kannst du mit Freund*innen verschlüsselt chatten und Videos, Bilder, Dateien Sprachnachrichten im Einzel- oder auch im Gruppenchat verschicken. Besonders ist bei Ginlo, dass du Nachrichten zeitversetzt verschicken kannst und ihnen einen Countdown geben kannst, nachdem sie verschwinden. Außerdem kannst du direkt in der App Artikel aus verschiedenen Zeitschriften und Blogs lesen.
Neue Kontakte lassen sich über einen persönlichen QR-Code hinzufügen. Der Messenger funktioniert also, ohne dass die Nutzer*innen ihre Mobilfunknummer weitergeben müssen. Der Messenger ist außerdem als Business-Variante erhältlich – auf diese Weise wird die interne Firmen-Kommunikation via Messenger gemäß Datenschutzrichtlinien möglich.
- Verfügbarkeit: iOS, Android.
- Anonymität: Rufnummer für Registrierung notwendig, Telefonbuch wird nach Kontakten durchsucht.
- Verschlüsselung: sichere „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung.
- Datenschutz: Server stehen in der EU und unterliegen europäischem Datenschutzgesetz, alle Nachrichten werden innerhalb von 30 Tagen gelöscht, ein „Selbstzerstörungsmodus“ verpasst Nachrichten ein Ablaufdatum – sie verschwinden dann bei den Chat-Partner*innen.
Snapchat & Co.: Wie steht es um die anderen großen Messenger?
Bei vielen prominenten Messengern gibt es nur wenig Anonymität und Datenschutz: Zum Beispiel Skype und Snapchat bieten keine „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung und speichern die Daten der Nutzer*innen. Der Facebook-Messenger hat zwar eine sichere „Ende-zu-Ende“-Verschlüsselung, die muss jedoch extra aktiviert werden. Zudem setzt der Facebook-Messenger eine Handynummer oder ein Facebook-Nutzerkonto voraus, ist also nicht anonym.
Fazit: WhatsApp-Alternative Threema vorne
Wer einen wirklich anonymen Messenger mit hohen Datenschutzstandards sucht, bekommt nur mit Threema eine gute WhatsApp-Alternative. Der Dienst verlangt als einziger gar keine Daten bei der Registrierung und hält sich an strenge Datenschutzrichtlinien. Auch das Adressbuch wird nicht synchronisiert und mit bereits vorhandenen Messenger-Nutzer*innen abgeglichen. Wenn doch Daten anfallen, werden diese umgehend wieder gelöscht.
Auch Wickr verlangt keine Daten und punktet durch viel Anonymität. Doch die Server des US-Konzerns stehen in den USA und unterliegen daher amerikanischen Datenschutzrichtlinien. Signal und Ginlo verlangen die Angabe der Handynummer, mehr aber auch nicht. Gut bei Ginlo: Es gelten die europäischen Datenschutzrichtlinien.
Unsere Kooperationspartner*innen
Wir kooperieren mit Utopia.de, einer deutschsprachigen Website über nachhaltiges Leben und bewussten Konsum.Telegram und Signal gehören zu den bekanntesten WhatsApp-Alternativen.