Wasser: Der Regenflüsterer
Ohne Wasser geht gar nichts. Die lebensnotwendige Ressource ist Spekulationsobjekt und in trockenen Regionen hart umkämpft. Vor allem in vielen Regionen des Globalen Südens führt der weniger und unzuverlässiger werdende Regen schnell zu lebensbedrohlichen Lagen. Zahlreiche Menschen dort bauen Obst, Gemüse und Getreide an, um ihre Familie zu ernähren. Der Zugang zu Grundwasser ist oft schwierig, das Flusswasser meist zu schmutzig. In Deutschland setzen Landwirtschaftsbetriebe inzwischen auf spezielle Wetterdienste, die ihnen ziemlich genau sagen, wann es regnet und wie der Sommer basierend auf Klimadaten wahrscheinlich ausfällt. Doch Menschen im Globalen Süden haben auf solche Daten meist keinen Zugriff, oder es gibt sie schlichtweg nicht.
Dieses Problem will Harald Kunstmann angehen. Dabei macht sich der stellvertretende Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein Problem von Mobilfunkanbietern zunutze: „Regen dämpft das Mobilfunksignal, also den Handyempfang“, erklärt er, „schon kleine Schauer sind für Telekommunikationsanbieter eine große Herausforderung.“
Kunstmann und sein Team haben ein Programm entwickelt, das aus den sogenannten Dämpfungsdaten errechnet, wie viel Regen wo gefallen ist. Beobachtet man diese Daten über einen längeren Zeitraum, lässt sich auswerten, wie sich das Klima verändert – und das ganz ohne neue Forschungseinrichtungen. „Wir arbeiten mit Daten, die Mobilfunkbetreibern ohnehin vorliegen, und werten sie gezielt aus“, sagt Kunstmann. Theoretisch kann diese Methode überall angewandt werden, wo es Mobilfunk gibt. Also auch im Globalen Süden.
Zurzeit testen Kunstmann & Co die Software in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Die Menschen in dem westafrikanischen Land sind stark abhängig von der Landwirtschaft. Früher konnten sie sich auf die Regenzeit verlassen. Heute kommt diese später und ist kürzer, erzählt Kunstmann: „Wenn wir unser System im ganzen Land etablieren können, wissen die Landwirt:innen viel genauer, wann etwa die Regenzeit beginnt, wie sie ihre Felder bestellen müssen und wann ein guter Erntezeitpunkt ist.“
Getreide: Die Hirse kehrt zurück
Seit Russland die Ukraine angreift, schießen die Preise für Weizen durch die Decke; beide Staaten gehören zu den größten Produzenten der Welt. Ein Problem ist das insbesondere in Afrika. Im Norden des Kontinents wird traditionell viel Weizen gegessen; in anderen Ländern haben günstige Importe aus Europa über Jahrzehnte das Traditionskorn Hirse von den Tellern der Menschen verdrängt. Besonders abhängig von Importen sind nach Angaben der Entwicklungsorganisation ONE Djibuti, Eritrea, Somalia und der Sudan. Dort wird zwar weniger Weizen verzehrt als in manchen Ländern Nordafrikas. Doch er kommt fast ausschließlich aus Russland und der Ukraine.
Um Engpässe zu umgehen und hohe Preise zu verhindern, könnten Produzent:innen bald wieder vermehrt auf traditionelle Getreidesorten setzen. Hirse & Co wachsen auf dem afrikanischen Kontinent schnell, sind resistent gegen Schädlingsbefall und harte klimatische Bedingungen. Und Kleinbäuer:innen können sie selbst anbauen. Organisationen wie Brot für die Welt empfehlen schon seit Langem, die Abhängigkeit von den drei Sattmachern Weizen, Mais und Reis, und damit auch von deren Importeuren, zu reduzieren.
„Wir können die Strukturen nicht von heute auf morgen verändern“, sagt Francisco Marí, Referent für Welternährung, Agrarhandel und Meerespolitik bei dem evangelischen Hilfswerk. „Doch die Grundlagen sind vorhanden – und die müssen wir ausweiten.“ Bereits heute sind kleinbäuerliche Strukturen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Etwa ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts Afri…
Die meisten Batterien enthalten Lithium, Kobalt und andere kritische Rohstoffe. Doch langsam kommen Alternativen auf den Markt.