Schwerpunkt: Schatzinseln

Was wir von diesen Inseln lernen können

Entkoppelt vom Festland und mitten im Meer: Ihre isolierte Lage macht Inseln zu besonderen Orten, von denen wir lernen können. Sie bieten Inspiration für eine nachhaltige Nutzung der Meere und Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise.

Empowerment durch Fischhandel

Im Pazifik nördlich von Australien tummelt sich der Echte Bonito – wieder. Jahrzehntelang wurde die begehrte Thunfischart von internationalen Flotten fast bis zur Erschöpfung gejagt. Leer gingen die sogenannten Nauru-Staaten aus, die die eigentliche Hoheit über die Gewässer haben: Papua-Neuguinea, Kiribati, Nauru, Palau, die Föderierten Staaten von Mikronesien, die Marshall-Inseln, die Salomonen und Tuvalu. 

2007 kam es zur cleveren Revolte. Sie trägt den Namen „Vessel Day Scheme“ (VDS) und ist ein Handelssystem für eine nachhaltige Fischwirtschaft. Das funktioniert so: Die Staaten entscheiden gemeinsam, was umweltschonender Fischfang bedeutet, und teilen den Wert in Tage auf. Unternehmen können die Fischfangtage ersteigern. Die Nachfrage treibt die Preise hoch, auf bis zu 14.000 US-Dollar pro Tag. 2011 wurde das VD-System erweitert: Wenn sich in den Hoheitsgewässern einer Nation aktuell keine Fische aufhalten, kann diese ihre Tage an einen Partnerstaat verkaufen. Das stabilisiert die Jahres-einnahmen. Innerhalb von zehn Jahren stiegen die Einnahmen der Nauru-Inseln von 60 Millionen US-Dollar im Jahr 2009 auf fast 500 Millionen US-Dollar 2019. Die Fischbestände haben sich erholt. In einem diesjährigen Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird das Programm als „eine nicht-konfrontative und wirksame Anpassung an die Klimaauswirkungen“ beschrieben. Für die Nauru-Nationen bedeutet es vor allem eines: ökonomisches Empowerment.

Shetland tankt blau 

Kraft tanken am Meer mal anders: Auf den Shetlandinseln im Norden von Schottland können Besitzer:innen von Elektroautos ihre Fahrzeuge künftig mit Strom aus dem Ozean befüllen. Die Nordinsel Yell, eigentlich bekannt als Paradies für Vogelbeobachter:innen, ist das Zuhause der ersten „blauen Tankstelle“ weltweit. Umgeben von den stürmischen Gewässern des Nordatlantiks bezieht Shetland bereits seit einigen Jahren Strom aus Wellenenergie, der mit der weltweit größten Unterwasser-Turbinenanlage gewonnen wird. Bisher floss der blaue Strom hauptsächlich in Haushalte und Unternehmen – jetzt sollen auch Elektroautos damit versorgt werden. Schottland ist weltweit führend in der Entwicklung von Wellenenergie-Technologie. Der Einsatz für Elektroautos könnte als Vorbild für alle Küstennationen der Welt dienen. 

Bild: IMAGO / Panthermedia

Die Shetlandinseln – Der nördlichste besiedelte Punkt Großbritanniens: Inseln haben eine besondere Beziehung zum Meer, denn es ist sowohl ihre größte Bedrohung als auch ihr Lebensraum. Was können wir von ihnen im Umgang mit dem Wasser lernen?

Miriam Petzold, Theresa Lang, Leonie Richter, Anja Dilk, Morgane Llanque

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