Wie ein Strich soll sie sich den Strand entlangziehen, gleichmäßig von einer Seite zur anderen brechen – die perfekte Welle. Zwischen 18 und 50 Millionen Surfer:innen weltweit suchen nach ihr. Die Geschichte des Sports beginnt auf den Polynesischen Inseln, Höhlenmalereien aus dem zwölften Jahrhundert zeigen Menschen, die auf Wellen reiten. Damals mit einfachen Brettern aus Holz oder Schilfrohr, später auf Hawaii mit professionellen Sportgeräten aus Hartschaum und Glasfaser. Seit 2020 ist Surfen eine olympische Disziplin, die ersten Olympiasieger:innen sind Carissa Moore aus Hawaii und der Brasilianer Italo Ferreira.
Ein Riesenerfolg für die Community, insbesondere, weil der Kolonialismus ihren Sport lange bedrohte – auf Hawaii etwa wurde er noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Vereinigten Staaten unterdrückt. Heute ist das Surfen ein lukrativer Wirtschaftszweig. 48 Milliarden US-Dollar jährlich erwirtschaftet die Branche laut einer Schätzung der Universität Oxford. Davon profitieren Surfer:innen, der Tourismussektor, Hersteller von Surfausrüstung. Marken wie Quicksilver bauten ihren ökonomischen Erfolg auf dem Sport auf.
Die Kehrseite des Outdoorsports: Surfer:innen fliegen für Wellen und Wettkämpfe um die halbe Welt, ihre Neoprenanzüge werden auf Erdölbasis hergestellt und geben Mikroplastik ans Wasser ab, viele Sonnenschutzmittel enthalten Chemikalien, die Unterwasserökosysteme wie Korallenriffe schädigen. Dennoch gilt die Surf-Community als umweltbewusst. Christel Scheske, Koordinatorin für Meeres- und Küstenpolitik der peruanischen Gesellschaft für Umweltrecht, „Sociedad Peruana de Derecho Ambiental“, glaubt: Je länger jemand surft, desto stärker ist die Bindung zur Natur.
380 Tonnen Müll an fast 4.000 Stränden eingesammelt
Denn Surfer:innen werden unmittelbar konfrontiert mit Umweltverschmutzung – etwa Plastikmüll, der im Meer treibt, oder Abwässer und Ölschlieren, die das Wasser kontaminieren. Mit der Zeit, sagt Scheske, wachse der Drang, die Umwelt um sich herum zu schützen. In der Praxis sieht das so aus: Surfer:innen gründen Kampagnen, Vereine und Initiativen, säubern Strände, beseitigen Abwasser, setzen sich ein für Nachhaltigkeit und Naturschutz an beliebten Surf-Hotspots.
Die britische Initiative „Surfers against Sewage“ etwa hat nach eigenen Angaben 2021 über 380 Tonnen Müll an fast 4.000 Stränden eingesammelt. Die Surf-Community in Peru ging viele Schritte weiter. Sie begab sich Ende der Neunzigerjahre in einen politischen Rechtsstreit. Nach mehr als 13 Jahren Verhandlung können seit 2013 Wellen unter Schutz gestellt werden – sofern ein Gutachten belegt, dass sie schützenswert sind, etwa wegen besonderer Artenvielfalt. Geschützt ist der Bereich, in dem sich die Welle bildet, umschlägt und bricht, vom Beginn ihres Verlaufs bis zu ihrem Ende. Das Gesetz ist weltweit einzigartig. Nur knapp über ein Drittel der globalen Brandungswellen befinden sich in Meeresschutzgebieten, der Großteil ist gefährdet.
Die ersten Wellen mit Rechten krachen in Chicama gegen die Küste und zahlreiche Surfboards, bevor sie sich im Sand verlaufen. Hier gibt es die längsten surfbaren Wellen der Welt, das Gesetz rettete s…
Die Wellen am Bermejo Beach in Peru wurden kürzlich unter Schutz gestellt, inklusive des Meeresbodens. Dadurch werden Ökosysteme wie Korallenriffe, Algenwälder und Sandböden bewahrt.