Sprunginnovationen sind wie Ohrwürmer. Einmal gehört, verfängt sich der Begriff im Kopf – man wird ihn nicht mehr los.
Sprunginnovationen machen nicht dies und das ein wenig besser, sondern verändern etwas grundsätzlich. Radikal neue Erfindungen, Techideen, Durchbrüche wie das Internet, Antibiotika, das Smartphone. Sprunginnovationen verändern die Welt, den Alltag. Sie haben das Zeug, die großen Probleme dieser Zeit zu lösen. Klimakrise, Artensterben, Pandemien.
Sprind will genau das schaffen. Hinter Sprind steht der Staat. Der Staat und Innovation, im Ernst? Mal schauen.
Es ist ein zugiger Oktoberabend, kaum einen Kilometer vom Berliner Reichstag entfernt. Der Regen fällt in dünnen Fäden vom Himmel und legt sich in Schlieren auf die Fensterfronten der Design-Offices an der Spree. Im Erdgeschoss flattern Bayern-Fähnchen im Abendwind, es riecht nach Brezn und Weißwurst, auf einer Oktoberfestparty läuft Schunkelmusik. Eine Etage darüber ist Bootcamp-Session. Knapp zwei Dutzend Forschende, Erfinder:innen, Gründer:innen sitzen beisammen. Sie kommen von Max-Planck-Instituten, Fraunhofer-Gesellschaft, Universitäten oder vom Wohnzimmersofa daheim und haben Ideen im Kopf: Hochtemperatur-Öfen mit LED- statt Kohlepower, nachhaltige Energie für Künstliche Intelligenz, CO2-Superfood für ausgelaugte Böden.
Zwei Tage haben sie hier im Talentwerk Leadership und Bühnenperformance, Teambuilding und Präsentation trainiert. Auf einem Tisch liegt die Beute der „Büroklammer-Challenge“ am Morgen. Jedes Team musste mit einer Büroklammer durch den Kiez ziehen und sie wie Tick, Trick und Track gegen Wertvolleres eintauschen. „Upselling üben“, nennt das Talentwerk-Leiterin Barbara Diehl. Die Beute ist auf einem Tisch ausgestellt, ein Deutschlandfähnchen, eine Tuchmaske, ein Strauß Trockenblumen, ein Regenschirm. „Das ist schon ziemlich gut, aber es geht mehr“, sagt Diehl. Wie, erklärt ein Venture Capitalist (VC), Schwerpunkt Climate Tech, beim vertraulichen Kamingespräch. Das Feuer flackert ruhig auf einem Screen, der VC hebt an: Auf eine gute Story komme es in Gesprächen mit Investor:innen an, auf die ersten Minuten und ein absolut überzeugendes Team. „Fucking sell your shit“, ruft er in die Runde. Denn darum geht es beim Sprind-Workshop: Radikalen Ideen zum Durchbruch verhelfen, sie in die Praxis bringen, …
Aufbruch ins Unbekannte: Wie findet man Innovationen mit Sprengkraft?