Der achtjährige Abiskar Adhikari spielte an einem offenen Feuer, als der Unfall passierte: Die Flammen verbrannten sein ganzes Gesicht. Die Haut schmolz so stark, dass seine Nase völlig verformte – alle Züge zerflossen, und zurück blieb ein Narbengeflecht.
Abiskar lebt in Nepal. Laut einer Studie der nepalesischen Chirurgen Sanjib Tripathee und Surendra Jung Basnet, die 2017 von der Oxford University Press veröffentlicht wurde, sind Verbrennungen eine der häufigsten Ursachen für schwere Verletzungen und Todesfälle in Nepal. In acht verschiedenen, von den Ärzten ausgewerteten Studien lag die Sterblichkeitsrate behandelter Verbrennungsopfer zwischen 4,5 und 23,5 Prozent. Häufig werden die Opfer erst Wochen nach ihren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht, viele werden nie behandelt oder sterben sofort an ihren Verletzungen. Ein großes Problem in Nepal und allen Entwicklungsländern weltweit ist auch der große Mangel an plastischen Chirurg*innen, also Ärzt*innen, die beschädigte Gewebeteile und Organe durch Mittel wie Hauttransplantation rekonstruieren.
Zugang zu rekonstruktiver Chirurgie: akute Behandlung reicht nicht
Seit Beginn der 80er-Jahre volontierte der US-amerikanische plastische Chirurg Larry Nichter in Organisationen weltweit, um Opfer von Verbrennungen und andere Menschen mit Deformationen umsonst zu behandeln. „Dabei stellte ich jedoch fest, dass die Methode, Deformationen akut zu behandeln und dann wieder zu gehen, nicht effektiv ist. Nachbehandlung ist absolut notwendig, um sich um etwaige Komplikationen zu kümmern. Und nur, weil man ein paar Menschen behandelt hat, bringt das nachhaltig nicht genug, denn es werden unzählige andere Menschen folgen. Noch schlimmer ist es, dass sich so eine Abhängigkeit von externer Hilfe entwickelt.“ Also beschloss er, Mission Plasticos zu gründen, eine NGO, in der Mediziner*innen, Krankenschwestern und anderes medizinisches Personal aus aller Welt international Patient*innen umsonst behandeln, die durch Armut, mangelnde Infrastruktur und mangelnde Behandlungsmöglichkeiten keinen Zugang zu ärztlicher Hilfe haben. Das können Verbrennungsopfer sein, aber auch Kinder, die mit Lippen- oder Gaumenspalten geboren werden und dadurch nicht richtig essen, atmen oder sprechen können.
Training in plastischer Chirurgie
Gleichzeitig trainiert die NGO vor Ort Ärzt*innen in plastischer Chirurgie und tauscht gegenseitig Wissen und technische Fähigkeiten aus. So soll langfristig gewährleistet werden, dass eine nachhaltige Gesundheitsversorgung entsteht. In manchen Ländern wie Kenia sind so umfassende Ausbildungsprogramme für Mediziner*innen neu entstanden. Um auch die Ursachen von Verletzungen wie Verbrennungen präventiv zu bekämpfen, organisiert Mission Plasticos gerade gemeinsam mit der Universität Washington und anderen Akteuren einen weltweiten Hackathon, um alternative, sichere und günstige Heiztechnologien zu finden, die in ländlichen Regionen von Nepal die gefährlichen Hausfeuer ersetzen könnten.
Zugang zu rekonstruktiver Chirurgie: Wieder lächeln können
Der kleine Abiskar in Nepal wurde von Chirurg*innen der NGO im Kirtipur Hospital in Kathmandu operiert. Heute sieht man ihm die Verbrennungen zwar noch an, aber seine natürlichen Gesichtszüge wurden wieder hergestel…
Der plastische Chirurg Larry Nichter gründete Mission Plasticos, um Opfern überall auf der Welt nachhaltigen und unabhängigen Zugang zu rekonstruktiver Chirurgie zu ermöglichen.