Wärme Quelle Abwärme
Bevor wir beginnen, drei kurze Fragen: Hast du heute schon einen Lichtschalter betätigt? Eine Waschmaschine angestellt? Vielleicht ein paar Tonnen Stahl produziert? Gut, Letzteres vermutlich nicht. Dennoch ist beinahe sicher, dass du an diesem Tag bereits dafür gesorgt hast, dass irgendwo auf der Welt Abwärme entstanden ist. Abwärme ist nämlich das Nebenprodukt von Prozessen, die eigentlich ein anderes Ziel haben. Sie entsteht, wenn Raffinerien Erdöl verarbeiten oder Stahlwerke Eisen und Kohle verschmelzen. Computer, die in Rechenzentren heiß laufen, produzieren Abwärme, ebenso wie Wäschereien. Sie steckt in den Abgasen von Verbrennermotoren – und selbst in Kanalisationen schlummern gewaltige Wärmemengen.
Bislang verpufft diese Energie größtenteils ungenutzt. Dabei könnte Abwärme in vielen Bereichen sozusagen recycelt werden. Im Krematorium Traunstein geht die zur Einäscherung der Toten erzeugte Hitze zum Beispiel schon heute nicht einfach in Luft auf. Die Abwärme der Öfen heizt stattdessen das eigene Gebäude und jene des nahe gelegenen Waldfriedhofs. Künftig soll sie über das Nahwärmenetz sogar Traunsteiner Wohnungen heizen.
Zwar dürfte die Abwärme aus Krematorien unter dem Strich nur einen eher kleinen Beitrag zur Senkung klimaschädlicher Emissionen leisten. Insgesamt aber könnte der Impact der Abwärme von Fabriken, Servern, Bahnhöfen, Kläranlagen und Geschäftsräumen gewaltig sein. Expert:innen des dänischen Wärmetechnik-Unternehmens Danfoss beziffern die in der EU jährlich produzierte ungenutzte Abwärme auf 2.860 Terrawattstunden – genug, um damit praktisch alle Wohnhäuser und öffentlichen Gebäude in der EU zu beheizen.
Futterfabrik im Eimer
Abends landen die Reste des Dinners im Biomüll – Schalen und Kerne vom Gemüse, Fischgräten, der Kaffeesatz vom Verdauungs-Espresso – und noch vor dem Frühstück sind sie kein Müll mehr. Sondern die Basis für Hühnerfutter. Über Nacht trocknet, mahlt und erhitzt der Hightech-Eimer „Mill“ alle Lebensmittel, laut gleichnamigem Hersteller sogar geräusch- und geruchlos. Weil das Volumen der Abfälle um 80 Prozent schrumpft, sei der Eimer erst nach Wochen gefüllt. Heraus kommt ein Pulver, das Kaffeesatz ähnelt und entweder als Futterzusatz für die eigenen Hühner oder als Dünger im Garten verwendet werden kann. Wer keins von beidem hat, kann den Mix von der Post abholen und zu Mill bringen lassen. Nachdem die Inhalte geprüft und gefiltert wurden – Hühner vertragen etwa keine Zwiebelreste oder Avocadokerne –, wird daraus ein sicheres, nährstoffreiches Produkt für Bauernhöfe hergestellt. Klassische Hühnerkost besteht vor allem aus Getreide; das „Mill Meal“ könne bis zu 20 Prozent davon ersetzen, erklärt Mill.
Je nach Region kommen in den USA statt der Post direkt Landwirt:innen vorbei. Nur dort gibt es Mill bisher. Gegründet wurde das Start-up 2020 von den Tech-Unternehmern Matt Rogers und Harry Tannenbaum, um einen Kreislauf zu schließen: Menschen produzieren Essensreste, aus den Resten wird Hühnerfutter. Hühner legen Eier, die von Menschen gegessen werden. Die Eierschalen landen wieder im Eimer, und so weiter.
Die US-Umweltschutzbehörde EPA sieht die Tierfutterproduktion indes nur als drittbesten Weg, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken: Besser sei, diese von vornherein zu vermeiden oder Essen für den menschlichen Verzehr zu retten. Außerdem hat der Hightech-Eimer einen saftigen Preis: rund 905 Euro; wer das Futter abholen lässt, zahlt monatlich 9 Euro extra. Doch erst mal kann man dem Mini-Recycler drei Monate lang beim Malmen zuschauen. So lange dauert die kostenlose Testphase.
Aus Biomüll kann mit dem Hightech-Eimer „Mill“ über Nacht Zusatz für Hühnerfutter oder auch Dünger für den Garten hergestellt werden.